Was hat es mit diesem Blog und dieser Gruppe auf sich?

Wo sind die heutigen Droste-Hülshoffs, Lasker-Schülers, Lachmanns, Kaschnitzes, Arendts, Rilkes, Hölderlins...?
Ein Forum und eine Gruppe für DichterInnen, die sich mit anderen austauschen wollen.


Gruppengeschichte

Über die Internetplattform Studivz. hat sich ab dem 09.09.2006 eine kleine Gruppe von "Dichterinnen und Dichtern" gefunden, die gemeinsam über ihre Gedichte diskutiert, sich Tipps gibt und über ihre Lieblingsgedichte von anderen Autoren philosophiert. Seit dem 27.10.2006 ist sie auch mit einer Mitgliederzahl von unter 20 im neuen Forum - Link siehe links - zu finden.
Das erste Gruppentreffen fand in Jena, Mitte Februar 2007 statt. Wir besuchten unter anderem das Literaturhaus mit Ausstellung zur Frühromantik.
Das einjährige Gruppenjubiläum am 09.09.2007 läutete bereits das zweite Gruppentreffen ein, das in Kassel, Ende September 2007 stattfand. Wir besuchten insbesondere die Documenta 12.


Selbstverständnis

Eine Künstlergruppe mit künstlerischem Austausch und Lesungen sowie eine Gemeinschaft mit persönlichem Austausch und bisher halbjährlichen Gruppentreffen und gemeinsamem kulturellen Programm.
Die Dichterinnen und Dichter-Gruppe hat innere Demokratie mit Abstimmung durch jedes Mitglied über die Aufnahme von Interessenten und Gesamtgruppenfragen; Moderatoren für bestimmte, eigens gestaltete und ausgebaute, Forenbereiche sowie Admins als älteste Mitglieder, die das Forum aufgebaut haben und organisieren. Willkommen sind alle jene, die Bezug auf die Beiträge der anderen nehmen. Dieses macht es möglich, dass garantiert jedes Einstandsgedicht - dem bei uns besondere Aufmerksamkeit gilt - rezensiert wird, das bedeutet auch Mitarbeit. Die Gruppe wird nicht in unendliche Mitgliederzahlen wachsen, es gibt jedoch keine Altersbeschränkung für Interessenten.


Zielsetzung

  • literarischer Austausch innerhalb der Gruppe

  • junge öffentliche (Intermedia-)Lesungen in verschiedenen deutschen Städten

  • Gedichtveröffentlichungen in Buch- und Hörbuchform

  • Zusammenarbeit in Projekten mit anderen Künstlern

Aktuelles

In diesem Blog finden sich von Zeit zu Zeit neue Gedichte von Autoren der Gruppe. Zurzeit sind dies zum einen die Gedichte einer Serie, die im "Feuilleton" der kassel-zeitung.de namens "Die tägliche Dosis" im Frühjahr 2007 erschienen sind und zum anderen teils in Anthologien enthaltene, teils unveröffentlichte Gedichte. Außerdem finden Sie hier gelegentlich weitere Illustrationen sowie vertonte Gedichte zum Anhören.
Im Frühjahr 2008 wird ein Wendebuch namens "Dichterinnen und Dichter, Deutungen und Diskurse" von sechs Autoren der Gruppe erscheinen. Bei Vorlage des Buches werden fünf Exemplare an unsere Gäste verlost. Weitere Infos finden Sie im Forum, siehe oben. Ein geplanter gemeinsamer Webauftritt mit ausführlichem Selbstverständnis und Autorenvorstellung folgt im Frühjahr.


Sonstiges

Die im Blog und Forum veröffentlichten Gedichte, Illustrationen und Podcasts unterliegen dem Urheberrecht der angegebenen Autoren, sollte eine andere Lizenz angegeben sein, gilt diese, jedoch nur für das betreffende Gedicht. Generell gilt, dass der Autor vor jeder Weitergabe oder Veröffentlichung um Erlaubnis gebeten werden muss. Für Anregungen sind wir dankbar.


Für Mitgliedsinteressenten

Wer der Gruppe beitreten möchte, kann dazu auf http://studidichter.iphpbb.com/ mit kurzer Selbstvorstellung und zwei Gedichten über die Aufnahme abstimmen lassen.
Wir suchen keine stillen, sondern beitragsstarke Mitglieder.



Tuesday, December 11, 2007

Sisyphos


des lebens grausam verhüllt strahlenden kern

nie entkleidet von einer diesseitigen macht

lebe ich doch an jenen Tagen so gern

bis in mir des sisyphos wurm erwacht:


“gebunden glaubst du also fortan zu sein ?

ich will dir verkünden den frischen stein !

vermacht er der holden menschlichkeit

zu suchen des sieges beständigkeit


so weiß man zu streiten recht fad

es scheint doch letzt gebet

aber doch der endlichkeit genaht

der schöne traum zerweht.


Johannes Schüller

Monday, November 19, 2007

Doch trifft Schweigen, das Schweigen trifft


Wenn Menschen die Menschen lieben
die lieben nicht können
Wenn Hoffnung die Hoffnung erfährt
die erfahren nicht kann
Wenn Warten das Warten sieht
das sehen nicht kann

Ist Glaube, der Glauben prüft
der prüfen nicht kann
Ist Ratio, die Ratio findet
die finden nicht kann
Ist Loslassen, das Loslassen lässt
das lassen nicht kann


Nevertheless keeping silence hits keeping silence

If humans love humans
who cannot love
If hope experiences hope
that cannot experience
If waiting sees waiting
that cannot see

Is belief examining belief
that cannot examine
Is ratio finding ratio
that cannot find
Is letting be, which lets letting be
that cannot let

Jennifer Krombach

Begleit, fiel ich, mich ins Dunkel


zum Anhören

Schwarze Amsel
viele Nächte Dich gewunden
echten Honig hergeflogen
einst wurde Dir viel
Papier gesandt viel Blei sogar
in der Liebe Stadt Sohar steigt,
fiel, gebannt par schier
Stil, Du Dein Weh einst
echten Honig hergeflogen
viele Schlüssel doch gefunden:
im "Du"

Accompany me into the darkness, if I fell
An Hommage to Paul Celan

Blackbird
many nights you have squirmed
flown genuine honey here
once much paper
was sent to you even much lead
to the city of love sohar rises
fell, banned par seemingly
style, you capture your pain
flown genuine honey here
and even found many keys:
inside 'You'


Gedichte und Audioversion von Jennifer Krombach

Monday, March 05, 2007

All Unser Blatt

durchstoßen
vom fingerzeig deiner angst:
in herzhöhe quillt
die vergorene Essenz,

einst blutroter nelkensaft

gestohlen
vom sommerfeld deines willens:
heissgeblütet, wogenwallend
wir tranken ihn,

gebettet auf nachtgleichem weinlaub

abgefressen
vom zeitenmeer deiner duldsamkeit:
schweigende träume, unverstand schwarz
verzweifelter überdung,

und couroupita verlor all unser blatt.

von Fred Thiele

Sunday, February 25, 2007

Federhandschuh-Pluralismus

In dieser Zeit
gibt’s tolle Möglichkeiten
Wir können Riesenweiten
zeitlos überwinden
In dieser Zeit – sind wir den
Streit los? – überwinden
wir die Übel der Menschheit?
Früher gab es die Hexenjagd
Heute gibt es Kommunikatives Handeln
Früher gab es Platonische Dialoge
Heute gibt es das Mobbing
Wer da altmodisch ist
ist selber schuld
Wer seine Ehre verteidigt
gehört in eine Burschenschaft
oder ins Kloster
In dieser Zeit
gibt’s solche Riesenweiten
Wir können Möglichkeiten
zahllos entschwinden
Wer denkt heute noch
in solchen Kategorien
von Loyalität, von Redlichkeit
ohne sich dabei altmodisch
und selber schuld zu fühlen?

(c) Jennifer Krombach

Monday, February 19, 2007

hochgesunken

flieg
endlich hinfort-
wahrhaftig sein!
küsste dich nicht
ein wirbellüftchen
und
band dir die flügel
im fluge?

du fällst, fällst tief, hochgesunkener
niemand in den lüften vermisst dich-
schon jetzt.

von Fred Thiele

Sunday, February 11, 2007

Lebensgang


zum Anhören


Für alle Madame de
Berny
für Annette von Droste-Hülshoff
für Hedwig Lachmann
für Madeline Slade
von euch
ja für Ariadne
für Yasodhara
für das Mann-Blumenmädchen
für die Namenlosen
von euch

keine Elegie
Verehren, Dank
und ein "Kyrie eleison!"
Für eure Konzentration
eure Konsistenz
von euren Koordinaten
für euren Konjunktiv
eure Kondition
für eure Konfidenten
und ein "Kyniker, verleiht schon!"
von euch

Gedicht und Audioversion von Jennifer Krombach, Foto: Etak bei pixelio.de

Sunday, February 04, 2007

Der Berg

Hier oben lässt es sich verweilen!
Berge in Unendlichkeit,
die wie ich schauen kann, so weit
in jede Himmelsrichtung eilen.

Erhaben ist’s, bedrohlich fast!
Es weht ein Wind, einsam und leis’.
Ich staune stumm. Ich bin, ich weiß
in diesen Bergen nur zu Gast.

Majestätisch, schweigend, still
liegt ewig Schnee auf hohen Spitzen.
Tief versunken bleib ich sitzen,
sink tiefer ohne dass ich’s will.

Und dann wie zarter Glockenklang
Musik, die niemand je vernommen
die nie ins Tal herab gekommen,
der allerschönste Hochgesang!

Verzaubert horch ich, denn ich höre
den klarsten Klang der weißen Weiten.
Dann seh ich sie vorübergleiten,
die lieblichen Bergelfenchöre.

Alleine in solch Augenblicken
im edlen Königreich aus Stein,
empfinden kann man nur allein
solch tiefes, inneres Entzücken.

Mein Freiheitsgeist ist hier erwacht,
tief geschlummert in den Bergen,
ausgegraben von den Zwergen,
vom Adler nun zu mir gebracht.

Er breitet seine Flügel aus
und fliegt in die Unendlichkeit,
ja, bis ich schauen kann, so weit,
eilt die Freiheit mir voraus!

Der Königsadler will mich tragen
und wir fliegen elegant,
getragen wie von Geisterhand,
glückselig, ohne es zu sagen.

(c) Sarah Uffelmann